Wir freuen uns sehr unseren heutigen Interview Partner Dr. Mario Herger vorzustellen, der sich im Moment in Europa auf Tour befindet.
Dr. Mario Herger ist bekannt als Buchautor, Entrepreneur, Unternehmensberater und Trendforscher.
Herzlich Willkommen Mario, könntest Du Dich kurz bei unseren Lesern vorstellen?
Ich leite das Boutique Beratungsunternehmen Enterprise Garage Consultancy und lebe seit 2001 im Silicon Valley. Ich war viele Jahre bei SAP unter anderem als Entwicklungsleiter und Innovationsstratege und kam so nach Amerika. Heute forsche ich nach Technologietrends, schreibe Bücher dazu, halte Workshops ab und berate Unternehmen zu Themen wie Innovation, Intrapreneurship, Kreativität, Silicon Valley Mindset und Gamification.
Auf Delegationsreisen vermittle ich Personen und Unternehmen den innovativen Spirit aus dem Silicon Valley und unterstütze sie dabei diesen auf ihre Organisationen zu übertragen. Dies ist auch Thema eines meiner aktuellsten Bücher „Das Silicon-Valley-Mindset: Was wir vom Innovationsweltmeister lernen und mit unseren Stärken verbinden können.“
Welche Ereignisse haben Dich dahin gebracht, wo Du heute bist?
Die Erkenntnis, dass ich alle Probleme welche aufkommen, auch selbst lösen kann. Ich kann anpacken, ich kann das Problem angehen – ich muss nicht auf jemand anderen warten. Und diese Erkenntnis kam durch die Krebserkrankung eines Jugendfreundes, der dieses Problem nicht selbst lösen konnte.
Du berätst Unternehmen wie sie Ihre Ziele erreichen können – Welchen Tipp kannst Du uns geben?
Das Wichtigste ist, dass man auf seine Ziele hinarbeitet. Der Zufall trifft nur den Vorbereiteten – man muss die Chancen die sich einem bieten ergreifen, dazu ist es wichtig darauf eingestellt zu sein. Jeder hat Ziele und Visionen aber wenn man keine Aktivitäten in diese Richtung startet, kann man diese auch nicht erreichen.
Wenn man beispielweise jeden Tag eine Stunde in das Erlernen eines neuen Skills investiert, dann hat man in kleinen Schritten nach 3-5 Monaten schon die ersten Erfolge erzielt. Das heißt man sollte Step by Step beginnen, indem man sich am Anfang nur eine Stunde pro Tag abzweigt und daran arbeitet. Dadurch werfen sich neue Fragen auf und bieten Dir neue Entscheidungsmöglichkeiten.
Ein weiterer Aspekt ist, über seine Ziele zu reden. Ich hab mich eine Zeit lang alle zwei Wochen mit Freunden getroffen und über die nächsten Schritte zu meinem Ziel ausgetauscht – so hab ich selbst Druck erzeugt, so dass automatisch der nächste Schritt kommen musste, um nicht schlecht dazustehen.
Du hast im Gespräch darauf hingewiesen, dass Du heute sehr effizient arbeitest – Was hast Du im Silicon Valley gelernt?
Man sollte sich seine Zeit möglichst effektiv einteilen. Ein Problem könnten zu viele Meetings sein – deshalb sollte man sich regelmäßig die Frage stellen, ob die einzelnen Meetings auch wirklich für das Thema relevant sind. Vor Meetings nehme ich mir immer eine viertel Stunde Zeit, um in das Thema einzutauchen – richtig vorbereitet kann man das Treffen auch effizienter nutzen.
Ganz wichtig sind Ruhezeiten, Zeiten in denen man Blödsinn macht – weil man genau in dieser Zeit über Fragestellungen und deren Lösungen nachdenken kann. Ich hab meine „Langeweile Zeit“.
Manche Kunden benötigen sehr viel Abstimmung – wenn ein Kunde mehr Zeit für Absprachen in Anspruch nimmt als das Projekt Arbeit ist, steuere ich hier entgegen gegebenenfalls auch mit einer Absage. Andernfalls verliert man sehr viel Zeit (die teils nicht bezahlt wird).
Außerdem habe ich gelernt, sehr genau auf Zwischentöne zu hören und dadurch herauszufinden, welche Probleme der Kunde genau hat. Damit ergeben sich oft neue Möglichkeiten – mein Buch „Das Silicon Valley Mindset“ ist z.B. exakt so entstanden – viele Kunden wollten wissen: „Wie machen die das dort? Warum sind sie so innovativ?“.
Welche Techniken nutzt Du, um dir neue Skills anzueignen?
Lernen hat für mich sehr viel mit Lesen zu tun (ich selbst lese bis zu 40 Bücher pro Jahr), aber auch mit dem Ausprobieren von neuen Sachen und mit der Recherche von Dingen. Bei neuen Trends gibt es oftmals noch keine Kurse o.ä. die man belegen kann, daher bin ich in Chats, Gruppen, Blogs etc. unterwegs, verfolge Neuerungen und eigne mir dadurch neues Wissen und Skills an.
Du berätst ja auch im Bereich Kreativitätstechniken – was kannst Du hier empfehlen?
Es gibt ja sehr viele Kreativitätstechniken. Bei Blockaden verändere ich gern die Sichtweise – was, wenn ich nicht der Polizist bin der die Bank verteidigt, sondern der Bankräuber der einbricht?
Eine weitere Technik ist die bewusste Aufmerksamkeit im Alltag, die sogenannte Mindfulness. Achte heute mal darauf, wo überall die Farbe Rot verwendet wird oder wenn Du als Freiberufler in einem Projekt bist schau Dir genau an, wie die Firmenkultur in dem Unternehmen ist – wer geht mit wem Mittagessen – wie ist die Ausstattung. Wenn man sich ganz bewusst auf die Umgebung einlässt und sich auf das Ungewöhnliche konzentriert, wird man aufmerksamer und kreativer.
Eine andere Möglichkeit ist, sich mit Leuten zu treffen, die nicht aus Deiner Branche sind und sie nach ihrem aktuell größten beruflichen Problem zu fragen – wie finden diese Leute Lösungen für ihre Probleme? Oftmals kann man diese völlig andere Vorgehensweise für die Lösung eigener Themen adaptieren.
Wo ist der Unterschied zwischen Deutschland und dem Silicon Valley Mindset? Und welchen Tipp kannst Du uns geben?
Im Silicon Valley werden Herausforderungen als Chancen und nicht als Gefahr wahrgenommen. Man traut sich mehr, hat weniger Angst zu scheitern oder etwas zu verlieren.
Ein Teil des Silicon Valley Mindsets ist die Einstellung – Pay it forward – man setzt sich beispielsweise mit jemandem zusammen und bespricht eine Idee – das heißt, ich erwarte mir nichts von Dir sondern ich hab Dir geholfen und weil ich Dir geholfen habe, hilfst du anderen und die helfen wiederum anderen und das geht im Kreis und irgendwann bekomme ich etwas davon zurück.
Der nächste Unterschied ist, wie man auf Ideen reagiert – wir denken sofort in Regulierungen und was alles nicht erlaubt ist. Silicon-Valley-Unternehmen denken in den Kategorien ‚Weltverbesserung‘ und ‚Delle ins Universum‘ machen. Auch wenn manche Ideen erstmal „blöd“ klingen, können sie etwas Großes werden z.B. die Idee „Ich hab da diese Plattform, auf der können sich Menschen 140 Zeichen Meldungen schicken“ – diese Idee ist heute Twitter.
Im Silicon Valley ist man offener – ich versteh Deine Idee vielleicht noch nicht – aber wäre dies oder jenes nicht eine Lösung? Durch diese Einstellung kann man weiter diskutieren und damit hilfst Du, Ideen weiterzuentwickeln. Das Silicon Valley Mindset sagt: “Fail is the First Attempt In Learning”. Das heißt, ich bin gar nicht gescheitert – ich habe aus den Fehlern gelernt. Bei uns versucht man scheitern zu vermeiden. Im Silicon Valley wagen die Leute mehr. Man scheitert und hat daraus gelernt und irgendwann wird eines dieser waghalsigen Dinge auch erfolgreich.
Ein Beispiel:
Selbstfahrende Autos sind ein Risiko – was ist wenn hierdurch Unfälle passieren.
Wir haben hier in den USA 40.000 Verkehrstote pro Jahr – wie können wir das minimieren? Selbstfahrende Autos könnten eine Möglichkeit sein, dem entgegenzusteuern. „Silicon Valley Mindset“
Diese offenere, positivere Einstellung kann man selber lernen und das beginnt bei jedem einzelnen von uns. Das Argument „Das geht nicht – das geht nie durch unseren Betriebsrat.“ kann umgewandelt werden in „Wie können wir das mit unserem Betriebsrat gemeinsam hinbekommen?“
Wenn man bewusst darauf achtet, bemerkt man erst wie oft wir mit einer negativen Einstellung auf Ideen, Vorschläge oder Lösungen reagieren.
Warum sollten mich Buzzwords und Trends wie Design Thinking, Foresight Thinking gerade als Freiberufler besonders interessieren?
Neuste Trends wie Business Intelligence etc. können immer einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Du kannst einen Skill entwickeln, den schon 100 andere können oder Du kannst beobachten und Dir vielleicht eine Kombination an Skills erarbeiten die einzigartig ist und somit einen Mikromarkt schaffen, auf dem Du das Monopol hast.
Als Freiberufler ist man solchen Technologien gegenüber offener, da man ja eigentlich immer auf der Suche danach ist, wie kann man es besser machen. Im Endeffekt sind dadurch auch höhere Raten zu verlangen und deshalb sollte man eine solche Methodologie (wie Design Thinking etc.) immer im Kopf behalten.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Dr. Mario Herger für das Interview! Beim nächsten Brainstorming werden wir sicher alle genauer auf unsere Reaktionen achten.