IT-Führungskräfte im Interview: Edwin Jankovits

Veröffentlicht am 17.02.2020

Edwin Jankovits ist einer der Manager und Macher in der Informationstechnologie. Er arbeitete für traditionsreiche Institutionen wie die Bayrische Landesbank und für Urgesteine der deutschen Wirtschaft wie ThyssenKrupp. Beim global agierenden Cybersicherheitsunternehmen Kaspersky war er bis Ende 2018 als Head of IT Europe & META (Middle East, Turkey and Africa) tätig.

Aktuell berät er als selbständiger IT-Consultant und IT-Coach Firmen und Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen, vornehmlich in Deutschland und dem benachbarten europäischen Ausland.

Die Personalvermittler der Westhouse Group freuen sich ganz besonders, dass er sich die Zeit für ein Interview für unseren Blog genommen hat.
Das Gespräch mit ihm ist Auftakt einer kleinen Reihe, in der wir in unregelmäßigen Abständen interessante Persönlichkeiten aus IT und Engineering vorstellen möchten. In der Regel handelt es sich dabei um Menschen, die wir als Personalvermittler bei der Job- oder Projektsuche unterstützen konnten oder für die wir aktuell Kontakte herstellen.

Wir freuen uns auf interessante Begegnungen und wünschen unseren Lesern spannende Einblicke in die IT-Praxis.

Herzlich willkommen, Herr Jankovits, erzählen Sie uns bitte kurz etwas über Ihren Background?

Edwin Jankovits

 

Aus der Elektrotechnik kommend, bin ich seit 1987 mit der IT in Berührung gekommen und nach einer dreijährigen berufsbegleitenden Weiterbildung zum Betriebsinformatiker, seit 1993 voll in die IT gewechselt.

Die letzten 20 Jahre bin ich in unterschiedlichen Führungspositionen in der IT, überwiegend im internationalen Umfeld tätig.

Dabei habe ich IT Teams ausgebaut, entwickelt und geführt, und zwar in den Bereichen Infrastruktur, Service Desk und Applikation Support.

 

Was machen Sie genau in der IT? Können Sie das unseren Blog-LeserInnenn kurz erklären?

Als IT-Leiter, Head of IT, IT Director oder ähnliches bin ich, je nach Größe und Organisationsstruktur, entweder für die gesamte Inhouse-IT eines Unternehmens tätig, oder für eine bestimmte geographische Region (EMEA, APAC) oder Ländergruppe (D-A-CH).

Dabei führe ich die IT Teams für gewöhnlich fachlich wie auch disziplinarisch und kümmere mich um die Koordination externer Dienstleister.

Hinzu gehören auch noch Themen wie: Ressourcenplanung und Budgetverantwortung, Beschaffung, Asset-, Inventory- und License-Management, Ansprechpartner für die Geschäftsführung und Fachbereiche in sämtlichen Fragen rund um die IT, Sicherstellung bzw. Umsetzung von Anforderungen aus der Information Security und dem Datenschutz – in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Stabsstellen und Fachbereichen.

Wie wichtig ist Ihre Ausbildung für das, was Sie tun?

Meine Ausbildung war für den Einstieg sicherlich unverzichtbar und auch um während der ersten Jahre in der Systemtechnik, Systemadministration und Projektarbeit gute Arbeit liefern zu können und dadurch das Fundament für meine weitere Karriere zu legen.

Je höher ich auf der Karriereleiter aufstieg, umso weniger wichtig wurden die reinen Hard-Skills, wobei jedoch stets eine gesunde Portion sehr breit angelegtes Halbwissen unverzichtbar ist, um mit den jeweiligen Gruppen- und Teamleitern und auch externen Dienstleistern einigermaßen auf Augenhöhe mitreden zu können. Und auch um in der Lage zu sein, Verträge und Konzepte lesen zu können und zu verstehen.

Welche Infos brauchen Sie, um den Aufwand für Projekte zu kalkulieren?

Ist sehr schwierig und hängt in hohem Maße vom Business Case ab. Ich muss den Business Case richtig und vollumfänglich verstanden haben, einschließlich der Zeitfenster, Qualitäts- und Abnahme-Kriterien und so weiter.

Das Einholen von Angeboten ist Kernpunkt und Schlüsselfaktor. Darüber hinaus versuche ich bei der Aufwandschätzung auf Erfahrungen und Vergleiche mit ähnlichen früheren Projekten zurückzugreifen. Und manchmal frage ich auch mal den einen oder anderen Freund oder Bekannten aus meinem Netzwerk.

Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden plane ich noch diverse Puffer mit ein, wie zum Beispiel Reserven für Änderungsbudget und Risikobudget.

Haben Sie schon Aufträge abgelehnt? Falls ja, wieso?

Wenn der Auftraggeber einen extrem schlechten Ruf hatte und bekannte, nachweislich gute Leute, Firmen bereits gescheitert sind oder massive Probleme hatten. Oder wenn im Voraus klar war, dass die Ziele in der dargestellten Form nicht erreicht werden können .

Wenn ich selbst mit einem Kunden beziehungsweise Auftraggeber schon früher mal schlechte Erfahrungen gemacht habe.
Natürlich auch, wenn ich das Angebot als frech empfand (Gehalt, Tagessatz).

Wie informieren Sie sich beruflich?

Im Internet auf Webinaren, in sozialen Business-Netzwerken. Auf Messen und Kongressen und durch Treffen mit Gleichgesinnten.

Wie bekommen Sie neue Kunden / Auftraggeber?

Empfehlungen durch persönliche Kontakte. Und durch Agenturen beziehungsweise Vermittler.

 

Ist es ein Unterschied für einen Großkonzern oder für einen Mittelständler IT- Lösungen zu erarbeiten?

Kann man nicht pauschalisieren. Es gibt auch sehr große Mittelständler. Es kommt wohl eher auf die Organisationsstruktur und -Kultur an.
Generell kann man wohl davon ausgehen, dass, wenn es um Entscheidungen geht, man bei Mittelständlern schneller vorankommt.

Was lieben Sie an Ihrer Arbeit besonders?

Neue Leute und Organisationen kennenlernen.

Zusammen mit guten motivierten Spezialisten Probleme lösen, Projekte umsetzen, Anwender betreuen und ganz generell als Dienstleister dem Kunden einen Nutzen bringen und wenn alles einigermaßen passt auch noch gemeinsam Spaß bei der Arbeit zu haben und schöne Erfolge feiern.

Was können Sie jedem IT-Freiberufler empfehlen?

Generell kann ich jedem raten, Kontakte zu knüpfen und ein umfangreiches und hochwertiges Business Netzwerk aufzubauen.

Wie sichern Sie sich finanziell für die Zukunft ab?

Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Rentenansprüche aus Zeiten der Festanstellung.

Wie wichtig ist die menschliche und die soziale Komponente bei der Arbeit für einen Auftraggeber?

Gemäß meiner Erfahrung kommt es auf darauf an, von welcher Hierarchie und Managementebene wir sprechen.

  • Beim oberen, mittleren und Top Management hat sie eine Gewichtung von 80- 90%.
  • Bei First Time Führungskräften, Team- und Gruppenleiter situativ von 50-80%.
  • Bei Service Technikern und Field Engineers 40-70%.
  • Bei reinen Programmierern, also Code Writern, können diese vernachlässigt werden, sofern sie saubere Ergebnisse so wie vereinbart termingerecht liefern.

Wie schaffen Sie für sich die richtige Work-Life-Balance?

Mit der richtigen Einstellung, nämlich indem für mich meine Arbeit stets Hobby, Passion und Leidenschaft darstellt. Und ich sie somit nicht als Belastung, sondern eher als Motivations- und Spaßfaktor betrachte.

In der Freizeit gehe ich, wann immer es passt, Golf spielen und treffe mich mit Freunden, mache auf mobilen DJ und tanze, wenn es passt.
Golfen ist übrigens hervorragend zum Entspannen und Netzwerken. Und man hat auch noch Bewegung draußen in der frischen Luft.

Wo möchten Sie gern in 10 bis 15 Jahren stehen?

 

Früher habe ich stets so weit voraus in die Zukunft gedacht und geplant. Heute, mit 58 mache ich mir nicht mehr allzu viele Gedanken darüber.

Und dennoch – wenn ich zu der Zeit noch entsprechend fit sein sollte – stelle ich mir vor noch kleinere Projekte anzunehmen oder Interim IT-Leiter Stellen zu besetzen. Oder als Coach und Berater, vielleicht über Organisationen wie die Aktivsenioren, meine Erfahrung und mein Wissen an Jungunternehmen und Startups weiterzugeben.

Und natürlich Golf spielen!

Edwin Jankovits

Sehen Sie die Zukunft der IT rundum positiv? Oder gibt es auch bedenkliche Entwicklungen?

Für die IT als solches und den Ingenieurberuf insbesondere in den Bereichen IT und Elektrotechnik, Mechatronik und angrenzende Berufe wird es wohl kaum Probleme geben und diese Leute werden stärker benötigt als je zuvor.
Natürlich gibt es auch Branchen und Berufszweige, die sich auf dem absteigenden Ast befinden und vielleicht auch komplett verschwinden werden.

Ergänzen Sie bitte den folgenden Satz:

IT ist das Transportmittel der digitalen Transformation und Disruption in Richtung Industrie 4.0 …
… und Engineering ist das Zugpferd, die Lokomotive dazu!

Hatten Sie zu Beginn Bedenken mit einem Personalvermittler zusammenzuarbeiten?

Nein, denn wenn es sich um eine gute Agentur handelt, so kann daraus eine hervorragende Win-Win-Lösung resultieren.

Ein Personalvermittler verdient Geld an Ihnen. Warum lassen Sie sich trotzdem von Westhouse vermitteln?

In der Erwartung, dass Vermittler noch besser vernetzt sind als ich selbst es bin und eine größere Reichweite haben.

ANÜ, also Arbeitnehmerüberlassung, wird gelegentlich kritisch betrachtet. Wie ist Ihre Erfahrung?

Hat auch Vorteile, insbesondere wenn man Wert auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legt, wo sämtliche Beiträge (Rente, Krankenkasse, Arbeitsagentur, usw.) unkompliziert und in vollem Umfang bezahlt werden und man sich nicht selbst um all dieses Zeug kümmern muss.

Sehen Sie Arbeitnehmerüberlassung als Chance in eine Festanstellung zu wechseln?

Kann ein Türöffner sein!

 

Welche der typischen Klitsches über IT-ler erfüllen Sie?

Ich fühle mich nackt ohne Internet, Computer und Smartphone.
Reagiere allergisch, wenn ich einen frei herumstehenden Computer in Betrieb sehe, bei dem der Bildschirm nicht gesperrt ist, sodass jeder hingehen und irgendwas daran machen könnte. Ist wohl eine beruflich bedingte Deformation meiner Persönlichkeit.

Welche drei Utensilien brauchen Sie, um einen schwierigen Tag zu überstehen?

Internet, Computer und Smartphone (und vielleicht noch ein Auto).

Kann ein ITler auch analog? Wenn ja, wann?

Kaum zu glauben, aber es kommt noch vor… zum Beispiel bei der Morgenroutine in Bad und Küche, beim Einkaufen, im Bett und so weiter.

Wie reagieren Sie, wenn Bekannte oder Nachbarn, zum Beispiel auf Partys, mit PC oder Smartphone-Problemen zu Ihnen kommen?

Kommt darauf an, ob ich gerade gelangweilt bin oder nicht. Wenn ja, höre ich mir die Sache an, überlege was man wie tun könnte und schlage vor einen Termin zu vereinbaren oder sage wohin sie sich damit wenden sollen.

Wenn nein, bitte ich höflich um Verständnis, dass es jetzt nun wirklich nicht geht und man doch bitte einen Termin mit mir vereinbaren möge.
Je nach Grad der Bekanntschaft helfe ich aber auch gerne, jedoch nicht grundsätzlich kostenlos!

 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jankovits.

 

In naher Zukunft ist ein Vortrag von Edwin Jankovits vor Westhouse Personalvermittlern und Kandidaten geplant. Ein wichtiges IT-Thema darin: „Information Security Awareness in Daily Business“. Wir freuen uns sehr darauf.

Wenn Sie als Unternehmen erfahrene Fachkräfte suchen, die Ihre IT-Projekte erfolgreich durchführen und managen, wenden Sie sich an die Westhouse Group. Wir sind der spezialisierte Personaldienstleister für Experten für IT, SAP, Technik und Engineering.

Natürlich freuen wir uns immer über interessante Kontakte zu motivierten Kandidaten aus der IT, dem Ingenieurswesen und verwandten Bereichen. Informieren Sie sich auf unserer Seite für Kandidaten. Oder kontaktieren Sie uns direkt.

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