Social-Media hebt alle Hürden auf – Ein Interview mit Prof. Klemens Skibicki

Veröffentlicht am 08.05.2018

Prof. Klemens Skibicki, Key Note Speaker, Berater und Mitglied des Beirats „junge digitale Wirtschaft“ beschäftigt sich seit 13 Jahren mit dem Thema Digitalisierung. Im Interview sprach er mit uns über seine Erfahrungen im Bereich „Digitale Transformation“ und verrät, warum Social-Media eine Schlüsselrolle zukommt.

Was fasziniert Sie an dem Thema „digitale Transformation“ so sehr, dass Sie sich bereits früh in diese Richtung spezialisierten?

Ich habe mich im Rahmen meiner Dissertation mit dem Strukturwandel vom Agrar- zum Industriezeitalter beschäftigt. Als der digitale Strukturwandel zunehmend im Alltag der Menschen ankam habe ich ähnliche Mechanismen der Ablehnung, der Verunsicherung und der Ziellosigkeit in den Äußerungen vieler Menschen und Medien gesehen, wie ich sie aus den Quellen von damals kannte. Das fand ich spannend und habe mich darangemacht, diese Muster zu erklären und aufzulösen, um den Wandel gestalten zu können.

Auf welchem Stand ist der deutsche Markt in Bezug auf Digitalisierung nach Ihren Erfahrungen?

Um dies beurteilen zu können, muss man ja erst einmal ein einheitliches Verständnis der wichtigsten Treiber dieses Strukturwandels haben. Hier hapert es schon in Deutschland. Die meisten reden über Infrastruktur, aber kaum über den Übergang zu komplett vernetzten Strukturen von Menschen und Dingen. Sie glauben immer noch, diese neuen Systeme mit ihren gelernten Organisationsstrukturen der Wertschöpfungsketten, Hierarchien und Sende-Kommunikation erfassen zu können. Hinzu kommt eine Kultur, die die Bedenkenträger und Besitzstandswahrer in die erste Reihe stellt. Das Resultat besteht darin, dass wir so gut wie keine digitalen Player von Weltrang haben und wir uns dauernd fragen, wie man diese Internet-Giganten aus den USA oder China eigentlich regulieren und einschränken kann. Sinnvoller wäre, wenn wir uns vor allem fragen würden, warum solche Gestalter des digital vernetzten Zeitalters nicht hierzulande entstehen.

Was sind die häufigsten Probleme auf die Sie bei Unternehmen während der Umstellung von IT-Prozessen stoßen?

Als Hauptproblem sehe ich, dass in der Führung zu wenig Kompetenz und ganzheitliches Verständnis für die Komplexität des Strukturwandels bestehen. Es geht tief in die DNA eines Unternehmens: Struktur, Kultur, Geschäftsmodelle und Fähigkeiten müssen komplett angepackt werden. Stattdessen beruft man „Chief Digital Officer“, die dann „irgendwas mit Prozessen“ machen sollen. Technologie ist wichtig aber lediglich ein Befähiger zu vernetzen Prozessen, die neue Denkmuster erfordern.

Wie beeinflusst Ihrer Meinung nach die Digitalisierung die Zukunft der IT-Branche?

Der IT-Branche kommt eine wesentliche Rolle zu, sie muss perfekt liefern. Für alle anderen Unternehmen wird es weiter darum gehen, schneller bessere Entscheidungen in den Augen der anderen Marktseite zu treffen. Hierzu bietet die digitale Vernetzung und ihre immense Datenflut die besten Voraussetzungen, aus big data smart data zu machen.

Was bedeutet das für die IT-Branche konkret?

Ich sehe die IT als Umsetzer, weniger als Strategen. Wenn andere Unternehmen aber weiterhin so wenig verstehen, worum es in der Tiefe geht, eröffnet sich für IT-Unternehmen die Möglichkeit der Ausweitung ihres Geschäftsfeldes um die Säule der strategischen Beratung.

Wie greift Digitalisierung in den Arbeitsalltag eines Freelancers ein und wie kann er hieraus Nutzen ziehen?

Freelancer können sich besser als jemals zuvor ohne große Kosten weltweit positionieren. Jegliche Art von Vermittlung oder Einbindung in Hierarchien wird weniger wichtig. Dies ist eine Riesenchance, aber ich muss eben auch rausgehen und mich in den digitalen Kanälen kompetent etablieren.

Welchen Tipp können Sie unseren Lesern zum Thema „digitale Vernetzung“ geben?

Wer den Strukturwandel in seiner Gänze begreift, kann sich heute mit klugen Köpfen in der ganzen Welt vernetzen, gemeinsam diskutieren und voneinander lernen – immer und von überall. Social Media hebt alle Hürden auf. Das ist eine große Chance.

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